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Antikes erfordert Akribie

2012 Juni 24 by


FRANKFURTER Nachrichten .  28. Dezember 1993 /

Mit Schwung fährt der Hobel über das schmale, lange Holzstück. Späne fallen. Kraft und Geschick muß der Frankfurter Möbelrestaurator Christoph Dettmering aufwenden, um sein Werkzeug zu führen. Nicht ohne Stolz führt er den Hobel vor. Für den Laien sieht er alt und abgetakelt aus. Doch für den Möbelrestaurator ist er wertvoll, denn um Möbel stilecht zu restaurieren, sind oft alte, traditionelle Handwerks-Techniken von Nöten. Die Verwendung von altem, funktionstüchtigem Werkzeug gibt da den letzten Schliff.

Umfassende handwerkliche Fähigkeiten muß der Restaurator mitbringen, wenn er sich an den antiken Stücken zu schaffen macht. Die reine Schreiner-Arbeit muß jedoch mit grundlegenden kunstgeschichtlichem Wissen gepaart sein. Denn aus der epochalen Bestimmung einer Kommode lassen sich wichtige Rückschlüsse auf die damals gängige Technik und Bauart ziehen. Die Basis für eine stilechte Restaurierung.
Kleiderschränke. Sekretäre, Kommoden. Tische und immer wieder Stühle, zählen zum Mobiliar, das dem 30jährigen Dettmering in der Regel in die Hände kommt. Für antik, wertvoll und erhaltenswert wird vieles befunden. Und wenn die Spanne zwischen Marktwert und Restaurierungskosten zu groß ist. wird die Restaurierung mit dem Liebhaberwert begründet.

Eine Restaurierung ist jedoch nicht immer angeraten. »Schließlich handelt es sich um einen Eingriff in das Original«, gibt Dettmering zu bedenken, wenn dem alten Möbelstück eine »neue Haut aufgezwängt wird«. Bei einer rigorosen Überarbeitung würde der wahre, gealterte Zustand, die Identität des Möbelstückes verloren gehen. »Vielmehr sei es jedoch wichtig Alterungsspuren sichtbar zu lassen«, so Dettmering, der lieber von der »Konservierung« eines Möbelstückes spricht. Historische Polituren regenerieren und die Patina erhalten, sei angesagt.

Die Arbeit am Möbel, egal ob Restaurierung oder Konservierung, ist jedoch immer ein vielschichtiger Prozeß. Muß die Oberfläche eines Möbels entfernt werden, geschieht das schlicht mechanisch. Die Reinigung der Oberfläche – Dettmering spricht von einem Gesicht, das mit alten Zügen interessant wird – muß jedoch vorsichtig geschehen. Mit Lösungsmittel-Versuchen. Wasser, Seife oder schärferen Mitteln, tastet man sich an die Oberfläche, die nicht verletzt werden soll, heran. Abschleifen oder ablaugen wären eher Radikalkuren.
Chemikalien sind in der Werkstatt jedoch nicht wegzudenken. Ungefährlich ist es nicht immer – auch für die Möbelbesitzer. Berüchtigt unter Restauratoren war etwa ein Mittel gegen Holzwürmer. Das war zwar wirkungsvoll. enthielt aber das Pflanzengift Lindan. Rückstände im behandelten Möbelstück seien nicht auszuschließen, so Dettmering. Auf die Verwendung umweltfreundlicher Chemikalien sollte Wert gelegt werden.

Intarsien, Marketerien, Vergoldungen oder Hand-Polituren – die Palette möglicher Arbeiten und Techniken an Möbeln und Holzobjekten ist umfassend. Ein Stuhlbein auszubessern, ist noch verhältnismäßig leicht. Zur wahren Puzzle-Arbeit kann jedoch die Ergänzung eines abgeplatzten Furniers werden. Das Problem, das richtige, passende Holz dafür zu finden, ist jedoch ein generelles Problem beim Restaurieren. Holzart, Maserung, Farbe, Ausbleichung und andere Eigenschaften müssen oder sollten mit dem Original übereinstimmen. Für Dettmering wird deswegen jede Keller-Entrümpelung, jeder Trödel-Haufen auf der Straße mit alten Hölzern und Möbeln zur willkommenen Fundgrube. Soweit der Platz reicht, sammelt er in seiner Hinterhof -Werkstatt im Frankfurter Nordens alte Hölzer. Unter speziellen Rahmenbedingungen wird Holz auch bewußt abgelagert: Licht, Temperatur und Feuchtigkeit sind hier Faktoren. Beim Ergänzen von wichtigen Teilen – neben entsprechenden Hölzern werden oft auch Scharniere, Schlösser, Ringe oder Griffe benötigt – hilft das Restauratoren-Versandhaus weiter.

Bei der Art der verwendeten Materialien spielt wieder die stilgeschichtliche Bewertung des Möbels eine Rolle. Knochen, Elfenbein oder Holz, Harze, Wachse, Pigmente, Beize und Leime … – je nach Entstehungs-Epoche können sich die Materialien unterscheiden. Die Auswahl ist oft groß.

Die Dauer einer Restaurierung gestaltet sich demnach recht unterschiedlich: Von fünf bis 200 Stunden reicht der Zeitrahmen, so Dettmering. Abgerechnet wird nach Stundenlohn und Materialkosten. Zu den Kunden zählen vorwiegend Privatleute – richtig interessant wird es jedoch, wenn Museen Restaurie-rungs-Aufträge vergeben. Der Anspruch an die Qualität der Arbeit sollte jedoch nicht vom Wert eines Möbels abhängen, meint Dettmering. Bei ihm kommt denn auch jedes Möbel ins Atelier. Denn »schäbige Möbel« gibt es für ihn als Restaurator nicht.

Bernd Günther

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Der Restaurator schätzt den Charme des Alters

2012 Mai 3 by

Hier ist Augenmaß gefordert: Christoph Dettmering (rechts) mit seinen Mitarbeitern Dagmar Pletzsch (hinten) und Thomas Kollatz. Zum Arbeitsgerät im Fechenheimer Atelier zählen Hobel, Skalpell und Spritze genauso wie Mikroskop und Ultraschall.

Fechenheim. Ursprünglich wollte Christoph Dettmering Pfarrer werden wie sein Vater. Doch nach vier Semestern Theologie hatte sich das stärkere Verlangen durchgesetzt. Der heute 38-jährige wechselte ins Handwerk und machte eine Tischlerlehre. 1993 gründete der Meister sein Atelier im Nordend, jetzt ist der Betrieb nach Fechenheim umgezogen.
„Hier in der Salzschlirfer Straße finden wir die optimalen Arbeits-möglichkeiten in großzügigen Räumen und bei besten Tages-lichtverhältnissen vor”, sagt Dettmering. Bedingungen, die er benötigt, um seiner Leidenschaft zu frönen. Dem Restaurieren von Möbelstücken. „Von ihrer Patina und den typischen Altersspuren geht Charme aus, der ablesbar bleiben soIlte und durch nichts zu ersetzen ist.”
Um dies zu garantieren, hat er einen Stab von fünf Mitarbeitern rekrutiert. Zudem bereitet Dettmering Interessenten auf die Aufnahmeprüfung für den Studiengang Restaurierung vor,
Gelernt hat er Wissen und Technik in einem Fachbetrieb in Mannheim sowie beim Studium in Venedig. Ist doch künstgeschichtliche Kenntnis unabdingbar, um aus der Bestimmung der Epoche Rückschlüsse zu ziehen auf die damals gängige Technik und Bauart.
Dettmering und sein Team montieren abgebrochene Stuhlbeine genauso wie lose Furniere. Auch ersetzen sie fehlende Intarsien, beseitigen schadhafte Lacke oder schützen Holz vor Schädlingen. Schon in Vergessenheit geratene Techniken wie Schellack-Handpolituren zählen zu den Spezialitäten der Mitarbeiter. „Diese Materialien sind ebenso natürlich wie die eingesetzten Knochen-, Haut- und Hasenleime.”
Seit 1996 arbeitet er zudem als Sachverständiger, erstellt Expertisen in Schadensfällen. „Dokumentation gehört zum Handwerk.“ Auch sein Betrieb selbst halte jeden Schritt im Bild fest, um im Streitfalle der Versicherung nachweisen zu können, wie ein Möbelstück im Originalzustand aussah und sich durch die Behandlung verändert hat.
Doch seinen Sachverstand lässt Dettmering auch an anderer Stelle einfließen. Wer sicherstellen möchte, dass er auf einem Antik-Flohmarkt auch tatsächlich ein Schnäppchen macht, kann sich von dem Experten begleiten lassen.
Der gibt dann Auskunft, ob es sich rechnet, die vermeintliche Antiquität zu restaurieren. Besonders arbeitsintensiv und damit teuer sei zum Beispiel das Aufmöbeln von Stühlen, sofern sie sich aus einer Vielzahl von Elementen zusammensetzen.
Zu den außergewöhnlichen Aufträgen zählen die Wiederherstellung der Wandvertäfelung eines niederrheinischen Schlosses, aber auch der Innenausstattung eines Rolls-Royce. Die Fachleute kümmern sich aber auch um die Restaurierung von Beschlägen, Vergoldungen und FIechtwerk sowie um die Vermittlung der Polsterarbeiten. Und damit es nicht zu Bandscheibenvorfällen der Kunden kommt, bietet Dettmering auch den Transport der Möbel an. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 447757.

Von Petra Manning

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Halbschrank, Jugendstil

2012 April 17 by

Typisches, zweitüriges Vertiko, mit mehrfach gefelderten, geschliffenen Scheiben, Mahagoni auf Nadelholz furniert,  mit vegetabil verziertem Spiegelaufsatz

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Biedermeieruhr, 1. Hälfte 19. Jhd

2012 April 17 by

Palisander furnierte Biedermeieruhr mit dekorativer Marketerie u.a. in Buchsbaum und teils vergoldeten Säulen und originalem Uhrwerk.

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Standuhr, Schweden, 19. Jhd.

2012 April 16 by

Standuhr mit Originaluhrwerk, polychrom gefasst mit Blumenmalerei auf mehrfach konvex und konkarv gefertigtem Nadelholzkorpus.

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Runddeckeltruhe, Esche und Pflaume,19. Jhd.

2012 April 16 by

Mehrfach gefelderte, marketierte Halbrunddeckeltruhe aus massiver Eiche mit Originalbeschlägen auf Klotzfüßen stehend.

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Gefasste Truhe, Eiche massiv, 18. Jhd.

2012 April 16 by

Polychrom gefasste und mehrfach mit Kunstharzlack überstrichene, schwere Runddeckeltruhe mit Tragegriffen und Eisenbeschlägen.

 

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Stühle, Kirschbaum, Klassizismus

2012 April 16 by

Zweiundzwanzig fast identische Kirschbaumstühle mit stilisierter Lilie im Rückenbereich und reicher Würfelmarketerie am oberen Rückenlehnenbrett in eingefärbten Hölzern.

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Ochsenkopfstühle, Nussbaum, Biedermeier

2012 April 16 by

Satz von vier sogenannten Ochsenkopfstühlen, Nussbaumsägefurnier auf massiver Eiche.

Zu den zwei vorhanden Stühle wurden von uns in traditioneller Technik ( Schlitz- und Zapfenverbindung, altes Nussbaumsägefurnier auf massive Eiche, Knochenleim etc. ) auf Kundenwunsch zwei identische neue Stühle angefertigt.

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Standsekretär, Kirschbaum und eingefärbter Ahorn, um 1795

2012 April 16 by

Reich marketierter und sehr qualitätvoll gefertigter, mehrschübiger Standsekretär mit Klappe (dahinter befindlichem Stehpultmechanismus, mehreren Schüben und Rolladenverschluss) auf vier sich nach unten verjüngenden Beinen stehend.

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